Die Bilder dieser Ausstellung sind alles Bilder aus dem 21.
      Jahrhundert.
      Sowohl farblich wie von der Turbulenz und Vielfalt äußerst
      beeindruckend und Blickfang… das sechsteilige Werk Rumpelstilzchen…
      Aus einem nahezu … Chaos von angerissenen Momenten von Geschehnissen
      und einem betörenden Gewirr an Farben, welche jedoch fast durchweg
      fröhlich und unangestrengt auf den Betrachter wirken, selbst wenn viel
      Dunkles und Schwarzes im Bild ist, wie auf den ersten drei Tafeln, von
      links gesehen, wird die Fröhlichkeit, wird die Heiterkeit nicht
      beeinträchtigt … aus diesem chaotischen Wirrwarr scheint sich dann ein
      eher klarer Kopf zu erheben, rot der große Kopf auf schwarzem Grund,
      sozusagen ein Rumpelstilzchen, das seinen eigenen Namen erfährt, um
      dann wieder in einem Absturz nach so viel Mühen des Aufstiegs, so er
      denn überhaupt einer war, zu enden… und in der sechsten Tafel eine
      beinahe fast klare … hellere… fast durchsichtige Farbigkeit,
      Lebendigkeit, die eine ziemliche Gemengelage transparent zu machen
      scheint …
      Und vier Bilder mit dem Namen Bibliothek…
      der Mensch hoffnungslos
      weggeschwemmt von der Wissensfülle einer Welt, die keinesfalls erst
      seit Beginn des Kommunikationszeitalters nicht zu überschauen ist …
      Schon die Bibliothek von Alexandria  - um 50 vor Christus -
      beherbergte Datenträger in Schriftrollenform, für deren Lesen ein
      Mensch rund 75 Jahre gebraucht hätte… ewiges Dilemma, dass das Wissen
      uns übersteigt, aber heute glauben wir, es besonders vital fühlen zu
      können…
      die unterschiedlichen Farbpaletten lösen im Betrachter unterschiedliche
      Befindlichkeiten aus zu dieser Misere, wenn es nun eine sei, 
      oder zu dem Umstand, dass wir eher uns bescheiden sollten und in Demut
      anerkennen, wir sind eben etwas kleiner in Macht und Möglichkeit, was
      auch zu Heiterkeit und Lebensbejahung führen kann… und nicht nur zu
      pessimistischen Bedenklichkeiten…
      Die Bilder Zwei Köpfe
      sind aus der Distanz Farbschattierungen in Grau-
      und Schwarztönen und wenn wir näher treten, erkennen wir die Konturen
      von Gesichtern…aus amorphen Vorgängen entsteigen menschliche Wesen, die
      wir nur aus der Nähe als solche wahrzunehmen vermögen…wir schreiten auf
      einen Baumstumpf im Wald zu und erkennen die Züge unseres Nachbarn im
      Holz…
      Die Arbeit Kopf … eine
      Blutspur im Schnee… eine Farbwüstenei… aus der
      Zufälligkeit der Elemente, hier der Farben, entsteigt der Sinn… erst im
      Sinn entschlüsselt sich die Schönheit… oder das wirklich Ästhetische
      zwingt uns einen Sinn auf…
      Bei den Bildern Michael Gollers
      ist die erste Dimension die Farbe, die Farbkomposition, die Magie, die
      von der Farbgestaltung ausgeht…
      die zweite Dimension… die Torsi an Gegenständen…die Schemen von
      Handlungen…
      die dritte … die Hieroglyphen… die verhuschten verbalen Zeichen und
      Hinweise…
      die vierte Dimension… einen Sinn aus dem Geflecht… aus dem Schwall von
      Mitteilungen zu finden…
      so wie wir gezwungen sind, tagtäglich, in die totale Welt einen Sinn
      für unser schmales Dasein einzuhauchen, damit wir eine Ahnung uns
      schaffen, warum wir leben…und Grund, Leben fortzusetzen, wenn … warum …
      weshalb… wozu brüchig werden… für eine lange Weile…
      Michael Goller schrammt in vielen seinen Aussagen immer hart und knapp
      entlang der Kante dessen, was eigentlich nicht gesagt werden kann… was
      einem Verständnis zu Teilen nur zugeführt werden kann durch Musik…
      durch lyrische Sprachbilderwelten oder eben durch Malerei… oder eher
      einem Erfühlen als einem wirklichen Verstehen und schon gar keinem
      Begreifen… zugänglich ist… oder wo die Scheu anständigen Denkens zu
      groß ist, triviale Eindeutigkeiten zu formulieren…
Bernd Kurt Goetz, 1/2010