Gollers
      Bilder leben vom Experiment, vom Erforschen eines ständig neu
      entdeckten Freiraumes. Vom Erforschen vieler entdeckter
      Freiräume. Die Entdeckungen wechseln sich in oft schnellem
      Folgen ab und lassen auf den ersten Blick eine verwirrende Vielfalt
      entstehen. Diese, riskiert man einen zweiten und dritten Blick,
      verdichtet sich im Auge zu einem durchaus harmonischen und durchweg
      expandierendem Gefüge und löst sich im
      nächsten Augenblick in tänzerischem Rhythmus auf.
      Die aus den tanzenden Farben hervorgegangene Neuwelt offenbart nach
      einem weiteren Blick eigene Naturgesetze, die durchaus mit der Hierwelt
      korrespondieren. Oder eben nicht. Gerät das Auge in
      Zerfließungsgefahr, stößt es hart an einen
      fensterähnlichen Durchbruch aus einer rationell anmutenden
      Nicht-Substanz. Hier scheint der von Goller propagierte
      „Dimensionssprung“ in malerische Realität
      transformiert.
      Seine Malerei gibt auch, wie er selbst im Gespräch darlegte,
      seine metaphysische Anschauung wieder – ein bizarres System,
      gebaut auf einer These der Korrespondenzmöglichkeit von
      Dimensionen.
      Darauf
      deutet der Titel der Ausstellung „interchronologischer
      Schmetterling“, hierbei ist die Korrespondenz zeitlich
      gefasst, Zitate verschiedener Kunstepochen sind in dem Bild
      unübersehbar. Und dann das Credo: Der Unterschied ist gering,
      Zeit irrelevant, Zukunft ist möglich, ja sogar notwendig.
      Die in Weimar in der Galerie Markt 21 gezeigte Ausstellung
      transportiert die erwähnten Bildmerkmale in einer Auswahl
      organisch gewachsener Bildsynthesen. Besonders in den seriellen
      Arbeiten wird der Konflikt zwischen Allgemeinem und Individuellem
      ausgetragen, erarbeitet neue Ansätze im Verhältnis
      zwischen Original und Kopie. Der Künstler speist seine
      Erkenntnis aus Quellen der Informatik, Programmiertechniken waren schon
      oft Gegenstand seiner Betrachtungen.
      Auf eine sehr eigene Art synthetisiert Goller diese Gegensätze
      zu einer Bilderfahrung, die zu erleben für den Betrachter
      wünschenswert ist, dies sei – so der
      Künstler – eine Motivation seines Schaffens.
Galerieinfo, Weimar 4/2003