Interchronologischer Schmetterling

Galerie Markt 21 Weimar 28.3. – 24.4. 2003

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Gollers Bilder leben vom Experiment, vom Erforschen eines ständig neu entdeckten Freiraumes. Vom Erforschen vieler entdeckter Freiräume. Die Entdeckungen wechseln sich in oft schnellem Folgen ab und lassen auf den ersten Blick eine verwirrende Vielfalt entstehen. Diese, riskiert man einen zweiten und dritten Blick, verdichtet sich im Auge zu einem durchaus harmonischen und durchweg expandierendem Gefüge und löst sich im nächsten Augenblick in tänzerischem Rhythmus auf.
Die aus den tanzenden Farben hervorgegangene Neuwelt offenbart nach einem weiteren Blick eigene Naturgesetze, die durchaus mit der Hierwelt korrespondieren. Oder eben nicht. Gerät das Auge in Zerfließungsgefahr, stößt es hart an einen fensterähnlichen Durchbruch aus einer rationell anmutenden Nicht-Substanz. Hier scheint der von Goller propagierte „Dimensionssprung“ in malerische Realität transformiert.
Seine Malerei gibt auch, wie er selbst im Gespräch darlegte, seine metaphysische Anschauung wieder – ein bizarres System, gebaut auf einer These der Korrespondenzmöglichkeit von Dimensionen.
Darauf deutet der Titel der Ausstellung „interchronologischer Schmetterling“, hierbei ist die Korrespondenz zeitlich gefasst, Zitate verschiedener Kunstepochen sind in dem Bild unübersehbar. Und dann das Credo: Der Unterschied ist gering, Zeit irrelevant, Zukunft ist möglich, ja sogar notwendig.
Die in Weimar in der Galerie Markt 21 gezeigte Ausstellung transportiert die erwähnten Bildmerkmale in einer Auswahl organisch gewachsener Bildsynthesen. Besonders in den seriellen Arbeiten wird der Konflikt zwischen Allgemeinem und Individuellem ausgetragen, erarbeitet neue Ansätze im Verhältnis zwischen Original und Kopie. Der Künstler speist seine Erkenntnis aus Quellen der Informatik, Programmiertechniken waren schon oft Gegenstand seiner Betrachtungen.
Auf eine sehr eigene Art synthetisiert Goller diese Gegensätze zu einer Bilderfahrung, die zu erleben für den Betrachter wünschenswert ist, dies sei – so der Künstler – eine Motivation seines Schaffens.

Galerieinfo, Weimar 4/2003